Die Schäfchenwolken, auch wissenschaftlich Cyrrhuswolken genannt, kamen als Vorboten und gestern gegen 16 Uhr fielen die ersten Tropfen, denen ein moderater Landregen folgte. Der Himmel bemühte sich zunächst, leicht anthrazit zu bleiben und kleine blaue Flecken als letzte Hoffnung auf eine Spontanheilung des depressiven Wettergottes übrig zu lassen, aber wer die Atlantikküsten kennt, weiß. dass irgendwo da weit hoch im Norden über Irland oder dem Nordmeer ein gewaltiger Tiefausläufer lauerte. Ausläufer bedeutet Bewegung und jetzt regnet es ohne Unterlass. Hin und wieder hört es für eine Stunde auf, aber auch die Wetterfrösche der Sendeanstalten und Zeitungen prophezeiten keine wesentliche Veränderung. In Guingamp an der
Côte d´Armor sitzen wir in unserem komfortabel eingerichteten Haus und warten ab. Ich sehe, dass in Deutschland eine Hitzewelle das Land brutzeln lässt und 35 Grad sind im Schatten schön, aber ansonsten nicht so erquicklich. Da haben wir es wesentlich moderater.
Nun fragt sich der Leser, warum wir uns an der Nordküste der Bretagne befinden, wo unser primäres Ziel die Südküste um den Golf du Morbihan war. Das ist eine längere Geschichte, die im zweiten Teil meines Reiseberichtes lückenlos aufgeklärt wird. Wie der Kommissar Dupin, dessen geistiger Vater ein deutscher Schriftsteller sagen würde: „Der Fall ist merkwürdig, Brot zum Aperitif und kein Hummer ohne Hammer, was trieb die Täter in den Norden der Halbinsel Breizh?“ Aber zunächst muss der Pont du Normandy überquert werden, um mit Odysseus zu sprechen: „Zyklop, wenn du Einsicht zeigen willst, dann drück doch mal ein Auge zu! Wenn nicht, wird es böse enden. Für Dich, denn mit dem Zweiten sieht man besser.“
Wolfgang