Eigentlich ist es keine Frage: jede Stadterkundung beginnt in Köln am Dom. Seit der Fertigstellung des Domes im Jahr 1880 ist diese Kathedrale zu einem politischen Symbol stilisiert worden, an dem sich im wahrsten Sinne des Wortes „die Geister scheiden“. Ist der Dom ein Gotteshaus, ein Monument preußischer Machtentfaltung oder die Manifestation von Bürgerstolz und -handeln? Vielleicht hat er von allem etwas, jedenfalls wird man immer noch sehr andächtig und still, wenn man ihn betritt und seine Größe und Schönheit wahrnimmt. Von der Hohenzollernbrücke kommend „verweilen“ wir kurz auf dem Heinrich-Böll-Platz, und befinden uns schon mitten in einem echt kölschen Theaterstück. Nach Bölls Tod 1985 wollte die Stadt ihren großen Bürger ehren und eine Straße oder einen Platz nach ihm benennen. Von offizieller Seite wurde vorgeschlagen, den Appellhofplatz in Heinrich-Böll-Platz um zu benennen, ausgerechnet ein Ort in Köln, der an die Zeit unter preußischer Regierung erinnert. Das hätte Heinrich Böll sicher nicht gefallen. Nach vielen auch öffentlich geführten Streitgesprächen einigte man sich auf den durch den Bau des Museums Ludwig neu entstandenen Platz zwischen Dom, Strom und Museum. Doch der Platz bietet noch weitere Besonderheiten. Der israelische Künstler Dani Karavan hat ihn als ein Environment aus Granit, Gusseisen, Ziegelsteinen, Schienen, Gras und Bäumen konzipiert und nennt ihn Ma’alot, das ist hebräisch und heißt „Stufen“.

Wie selbstverständlich werden hier die Materialien mit einander verbunden und doch verweisen sie hintergründig auf ein Stück dunkle Geschichte der Stadt: die Deportation von mehr als 6000 Juden von hier aus in die Vernichtungslager des Ostens. Zu bestimmten Tageszeiten darf der Platz nicht betreten werden, weil in der Philharmonie, die unter diesem Platz liegt, gespielt wird und die Schritte der Passanten den Kunstgenuss erheblich beeinträchtigen. Nette, freundliche Aufpasser erklären zum hundertsten Mal den erstaunten Touristen den Sachverhalt und sorgen auf diese Weise, dass man auf diesem Platz ins Gespräch kommt und sich wundert.
In Köln kann man sich noch über vieles wundern und ins Gespräch kommt man überall. Der Kölner an sich ist gesprächig. Er ist stolz auf seine von den Römern gegründete Stadt und darauf, dass hier schon immer Fremde willkommen waren.

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